Startseite / Referenzen / Der steinige Weg zu BIM: Erfahrungen eines Generalplaners
Die igb AG wurde 1997 in Weimar gegründet und 2009 in eine Aktiengesellschaft überführt. Das inhabergeführte Unternehmen ist mit rund 40 Mitarbeitern als Generalplaner tätig und auf Industriebauten sowie Sozialimmobilien wie Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen spezialisiert.
Als Generalplaner zu agieren, beinhaltet immer einen interdisziplinären, gewerkeübergreifenden Ansatz. Bis 2017 wurde für die Gebäudeplanung ALLPLAN und für die TGA-Planung AutoCAD genutzt. Matthias Stieff, Vorstand der igb AG, beschreibt die damalige Situation: „ALLPLAN und AutoCAD sind hervorragende Konstruktionstools. Wir haben aber in jeder Fachplanungsdisziplin mit anderen Werkzeugen gearbeitet. Es gab kaum Lösungen für diverse Schnittstellen, was zu enormen Mehr- und Doppelarbeiten führte. Gerade bei der Planung in unterschiedlichen Leistungsphasen mussten viele Aufgaben wiederholt werden.“
Vor diesem Hintergrund kam es 2017 zur Entscheidung, sich mit den Möglichkeiten verschiedener Werkzeuge zu beschäftigen, welche die Planungsarbeit erleichtern und unternehmenseigene Prozesse berücksichtigen sollten. Gleichzeitig sollte die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit verbessert werden. Anders gesagt: das Thema BIM rückte in den Fokus.
Modellbasiertes Arbeiten und Zusammenarbeit als Wegweiser Matthias Stieff skizziert den weiteren Weg: „Modellbasiertes Arbeiten schien uns der richtige Ansatz zu sein, um unsere Ziele zu erreichen. So haben wir ab 2018 bei realen kleineren Kundenprojekten verschiedene Softwarelösungen getestet, von ALLPLAN über Archicad bis Revit. Wir haben sogar extra ALLPLAN Schulungen gebucht, um weiterzukommen. Letztendlich hat uns aber Revit in punkto modellbasiertem Arbeiten und interdisziplinäre Zusammenarbeit am meisten überzeugt. Es hat zwar nicht alles perfekt funktioniert, aber es hat uns den Pfad für die Zukunft aufgezeigt.“
Im Dezember 2019 fiel die endgültige Entscheidung für Revit, das ab Januar 2020 flächendeckend implementiert wurde. Seitdem werden alle neuen Projekte mit Revit realisiert. Auf dem Weg dorthin wurde igb von auxalia beraten und begleitet, zu Beginn u.a. mit einem Discovery Workshop 2019. „Wo stehen wir? Und was brauchen wir, um unsere Ziele zu erreichen? Darauf haben wir im Workshop Antworten bekommen. Allerdings hätten wir uns eine produktneutrale Beratung gewünscht, was aber bei einem Autodesk Partner naturgemäß schwierig ist. Der Workshop hat uns aber auf den heutigen Weg gebracht.“
Komplettes BIM Software-Portfolio Bei der Arbeit mit Revit wurde gleichzeitig auch BIM 360 Docs (heute: Autodesk Docs) und BIM 360 Design (heute: BIM Collaborate) in konkreten Projekten getestet. Heute sind Revit als Teil der AEC Collection und Autodesk Docs sowie BIM Collaborate als Bestandteile der Autodesk Construction Cloud bei igb im Einsatz. Dank der Erfahrungen im Umgang mit Office 365 gab es bei den Mitarbeitenden keinerlei Vorbehalte gegenüber dem cloudbasierten Arbeiten.
Für die TGA-Planung ergänzt die Revit ProjectBox von auxalia das Software-Portfolio. „Die Revit ProjectBox ist ein außergewöhnliches Produkt. Es hilft uns ungemein bei der Arbeit, gerade in frühen Planungsphasen. Allerdings kommen wir um AutoCAD noch nicht vollständig herum, da wir mit Revit und der Revit ProjectBox noch nicht Planungsanforderungen für die TGA abbilden können”, so Matthias Stieff.
Die Massenermittlung aus Modellen funktioniert bereits. Zudem wird die Tabellenkalkulation Tables for Revit als Revit-Plugin für Listen genutzt, z.B. für die Türplanung. Für Berechnungen im Rahmen der TGA-Planung werden Werkzeuge von SOLAR-COMPUTER eingesetzt, wenn auch noch in den Kinderschuhen und keinesfalls reibungslos. „Bei der Realisierung der Schnittstellen kam es zu Problemen, zu deren Lösung wir uns eine klarere Kompetenzverteilung zwischen Autodesk, auxalia und SOLAR-COMPUTER gewünscht hätten,“ merkt Matthias Stieff kritisch an.
In einem nächsten Schritt kommt das Thema Bauteildaten und deren Verarbeitung im gesamten Planungsprozess ins Spiel. Wie realisiert man z.B. eine optimale Schnittstelle zum AVA-Prozess? Wie generieren wir Kosten, Beschreibungen und Leistungsverzeichnisse aus dem Modell? Auch hier steht gezielte Beratung und Begleitung auf der igb-Wunschliste.
Enge Zusammenarbeit mit auxalia Mit der Kundenbetreuung über das auxalia Büro in Berlin ist igb sehr zufrieden. “Die Basic Schulungen waren hervorragend. auxalia war auch sehr flexibel, was Terminwünsche anging,“ schildert Matthias Stieff die Zusammenarbeit. Gemeinsam wurde ein Schulungsprogramm entwickelt, das auch Individualschulungen zu Einzelthemen beinhaltete. So wurden getrennte Seminare zur Gebäudeplanung und Gebäudetechnik durchgeführt. Zudem entstand ein Monatsformat, bei dem igb spezifische Fragenkataloge vor jeder Schulung an auxalia übermittelte. Die folgenden Halbtagsseminare dienten dazu, diese Fragen zu beantworten oder spezielle Aufgaben bei konkreten Projekten zu lösen. Da die Individualschulungen die meisten Fragen beantworteten, wurde bis heute der auxalia Support nur selten kontaktiert.
Fazit: BIM steigert die Planungsqualität erheblich Laut Mattias Stieff hat es ein knappes Jahr gebraucht, um bei den Mitarbeitenden genügend Akzeptanz für den neuen Weg zu erzeugen. Heute ist jeder Anwender in der Lage, professionell mit Revit zu modellieren. Ein wesentlicher Vorteil von Revit liegt darin, dass man Fehler und Kollisionen in frühen Planungsphasen deutlich besser und schneller erkennt. Das ist ein enormer Pluspunkt im Vergleich zur 2D-Planung. So hat sich die Qualität der Planung in frühen Planungsphasen erheblich erhöht. Nicht zu vergessen: Alle Fachplanungsdisziplinen können mit einem Modellierungssystem arbeiten. So betrachtet igb Closed BIM als Königsweg. Allerdings stellt modellbasiertes Arbeiten für das Unternehmen nur die Vorstufe eines ganzheitlichen BIM-Prozesses dar. Oder wie es Matthias Stieff kurz formuliert: „Revit allein ist noch kein BIM!“
Auch die Zusammenarbeit funktioniert reibungsloser, wobei der Aufwand für eigene Projektvorlagen, Modellierungsleitfäden usw. relativ hoch war. Matthias Stieff: „Das haben wir unterschätzt. Zudem hat Revit aus unserer Sicht noch Schwächen in der Ausführungsplanung. So haben wir bereits viele Familien selbst erstellen müssen und mussten viel Vorarbeit leisten. Außerdem arbeiten wir daran, die Schnittstellen zwischen Gebäudeplanung und TGA-Planung zu optimieren. Ein gutes Beispiel ist die Durchbruchsplanung, die viel Abstimmung und klare Regeln zum „Wer macht was, wann, wie“ benötigt. Generell sehen wir aber die Entscheidung für Autodesk als Vorteil. Als großer Player können hier am schnellsten neue Entwicklungen vorangetrieben werden, z.B. Richtung Datenaustausch, AVA etc. So tut Autodesk viel dafür, um Schwächen von Revit in späteren Planungsphasen zu beheben.“
Tipps aus erster Hand: So gelingt der BIM-Einstieg Und welche Tipps hat Matthias Stieff für BIM-Einsteiger parat? „Wir dachten, wir könnten alles gleichzeitig erledigen und modellbasiertes Arbeiten, bessere Zusammenarbeit, Schnittstellen zu Berechnungsprogrammen und mehr auf einmal umsetzen. Meine Empfehlung: Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Lernen Sie z.B. erst einmal das Modellieren. Testen Sie neue Werkzeuge und Prozesse selbst, sammeln Sie eigene Erfahrungen und lernen Sie aus Fehlern. Planen Sie ein, zu Beginn mindestens die doppelte Zeit zu brauchen. Unsere ersten Projekte waren völlig ineffizient. Auch in der Folge wurden wir nicht unbedingt schneller, aber deutlich besser. Das ist aus unserer Sicht einer der großen Mehrwerte von BIM.“
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