Startseite / Blog / Leitfaden: BIM-konforme Schlitz- und Durchbruchsplanung in 5 Schritten
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Die Schlitz- und Durchbruchsplanung bildet einen der komplexesten und zeitintensivsten Koordinationsprozesse der Bauplanung. Trotz meist modellbasierter Planungsprozesse wird dieser Teilbereich oft noch auf herkömmlicher Basis von PDF-Plänen durchgeführt. Diese Vorgehensweise ist fehleranfällig und aufwendig hinsichtlich Beschriftung, Prüfung und Freigabe der Durchbrüche.
In Aussparungen, wie Schlitzen oder Durchbrüchen in Wänden, Böden oder Decken, verlaufen gebäudetechnische Leitungen, Rohre oder Kanäle. Obwohl sie keine Bauteile im eigentlichen Sinn sind, gehören sie zu den besonders fehleranfälligen und abstimmungsintensiven Objekten der Bauplanung, da sie Architektur, Tragwerks- und TGA-Planung gleichermaßen betreffen. Häufig treten hier Kollisionen auf. Eine möglichst kollisionsfreie Planung stellt somit hohe Anforderungen an die Zusammenarbeit der Beteiligten. Besonders kritisch sind hier die Durchbrüche in tragenden Bauteilen.
Als Hilfestellung haben wir diesen Leitfaden zusammengestellt. Sie richten sich an Revit Anwender und dienen als Wegweiser für eine BIM-konforme SuD-Planung.
Wand- und Deckendurchbrüche werden häufig durch die von den TGA-Fachplaner:innen festgelegten Trassenverläufe der verschiedenen Gewerke definiert. Aus diesem Grund werden bei einer BIM-konformen Planung mit Autodesk Revit die Wand- und Deckendurchbrüche im TGA-Modell erstellt. Beim Einsatz von Revit in einem BIM-Projekt modellieren Fachplaner ihr eigenes Modell. So existieren mehrere unabhängig verwaltete Modelle, z.B. für Architektur, Gebäudetechnik oder Statik. Bei der Projektrealisierung werden die Modelle in Revit verknüpft und in Beziehung gebracht. Fachspezifische TGA-Elemente wie Lüftung, Heizung, Sanitär oder Elektro können auf architektonische Elemente wie Wände oder Decken referenzieren.
Der Funktionsumfang von Revit allein ist oft nicht ausreichend, um sicher ans Ziel zu kommen und eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Architekt:innen, TGA- und Tragwerksplaner:innen zu gewährleisten. Mit der Revit ProjectBox sowie Revit OpeningsTransfer lassen sich dagegen Durchbruch-Informationen zwischen den Fachplaner-Modellen einfach und schnell austauschen. Auf diese Art und Weise profitieren alle an der SuD-Planung Beteiligte und gewinnen an Planungssicherheit.
Wie soll man konkret vorgehen, um die SuD-Planung seitens TGA, Architektur und Tragwerk erfolgreich, effizient und im Team zu gestalten? Die folgenden 5 Schritte weisen den Weg.
Vor dem eigentlichen Projektstart sollten die verschiedenen Verantwortlichkeiten und Rollen im BIM-Projekt geklärt werden. Denn um in einem Projekt erfolgreich mitsprechen zu können, sollte klar sein: Wer, was, wann, wie und wofür tun muss. Dafür gibt es unterschiedliche BIM Dokumente, um die Anforderungen und Ziele des Bauherren/Betreibers zu verstehen. Neben den BIM-Autoren (Planung/Modellierung) prüft der BIM-Koordinator auch die SuD, denn er ist für die Steuerung des Gesamtfortschritts eines BIM Projektes verantwortlich.
Rollenverständnis der beteiligten Fachdisziplinen
Als erstes muss sichergestellt werden, dass entweder der interne Ursprung des Projektes beider Modelle übereinstimmt oder die Koordinaten über gemeinsam genutzte Koordinaten abgestimmt wurde. Dadurch wird gewährleistet, dass beide Projekte den gleichen Bezugspunkt haben. Beide Projekte wurden miteinander abgeglichen. Um die Durchbrüche generieren zu können, sollte nun das Architektur-Modell mit dem TGA-Modell verknüpft werden. Dazu sind das Einheitensystem und die Referenzhöhen zu klären. Zudem sollten alle notwendigen Parameter zur Geometrie und weiteren Inhalten z.B. dem Brandschutz definiert sein.
Die Anforderungen an die Revit Familien sind sehr vielfältig. Das gilt auch für die Familien der Aussparungen. Die folgenden Punkte geben einen groben Überblick für die Erstellung solcher Familien:
Revit OpeningsTransfer hilft dabei, BIM-konform, d.h. assoziativ und dynamisch zu arbeiten. Einerseits kann man in dem wichtigen Freigabe-/Prüfprozess den Änderungen mit vielen nützlichen Filtern folgen und diese kontrollieren. Andererseits lassen sich eventuelle Anpassungen über die Kommunikationsfunktion des Tools im Team austauschen und klären.
WICHTIG: Wenn TGA-Fachplaner:innen bereits die Revit ProjectBox von auxalia nutzen, lassen sich die integrierten Module MagicOpening bzw. MagicOpeningsTransfer zur Durchbruchsplanung und -bereitstellung für den Architekten bzw. Tragwerksplaner nutzen. MagicOpeningsTransfer bietet dabei die Funktionen „Exportieren“, „Importieren“, „Kommentare Austauschen“ und „Verlauf“. Als Architekt/Tragwerksplaner genügt das Standalone-Tool Revit Openings-Transfer, um die Durchbrüche ins Revit-Modell zu importieren und zum TGA-Planer zurückzuspielen. Das Tool bietet die Funktionen „Importieren“, „Kommentare Austauschen“ und „Verlauf“.
Die in der Gebäudetechnik benötigten Wand-, Träger- und Deckendurchbrüche werden im TGA-Modell mit der Revit ProjectBox erstellt. Die Revit ProjectBox sorgt für eine assoziative Beziehung zwischen den Trassen und den Durchbrüchen. Dadurch passen sich die Aussparungen immer dynamisch den Änderungen der Trassen an. Mit dem Modul MagicOpeningTransfer lassen sich Wand-, Träger- und Deckendurchbrüche von einem Fachplaner-Modell zur weiteren Bearbeitung in ein beliebiges Fachplaner-Modell exportieren. Anschließend können Architekten mit Revit OpeningsTransfer sämtliche Durchbrüche in ihre Modelle importieren und jede Änderung im Laufe der Zeit verfolgen. Zum Informationsaustausch können alle Projektbeteiligten an die Durchbrüche Kommentare oder URLs anhängen. Architekt:innen oder Tragwerksplaner:innen sind zudem in der Lage, mithilfe des vorhandenen Dynamoskripts die tatsächlichen Öffnungen assoziativ zu den Durchbrüchen in die Wände-, Träger und Decken einzubauen. Der Austausch der Durchbrüche lässt sich von allen im BIM-Projekt eingebundenen Fachmodellen anstoßen und in einem Zielmodell abgleichen.
Schema des Datenaustauschs von Aussparungen der Gebäudetechnik zur Architektur und/oder Tragwerksplanung und zurück.
Für den Austausch der Durchbrüche verwendet man das Modul MagicOpeningsTransfer. Dieses referenziert die Lage der Durchbrüche. Entweder vom internen Ursprung des Projektes, oder aus den abgestimmten gemeinsam genutzten Koordinaten. Das Modul überträgt diese mit allen ihrer Eigenschaften in eine Datenbank, welche auf einem gemeinsamen Speicherort erzeugt werden soll. Auf dieses Verzeichnis müssen alle Beteiligten Zugriff haben, und es wird bis zum Ende des Projektes mit derselben zentralen Datenbank gearbeitet.
Im Exportfenster werden die erstellten Durchbrüche aufgelistet. Folgende Zusatzinformationen und Filtermöglichkeiten stehen hier bereit.
Filter:
Eigenschaften:
Um alle Durchbrüche zu übergeben, wählt man die gewünschten Durchbrüche bzw. Zeilen aus und betätigt den Befehl „Selektierte Elemente exportieren“. Diese werden dann in der zentral abgelegten Datenbank gespeichert.
WICHTIG: Die Datenbank sollte an einem zentralen Ort abgelegt werden, z.B. in der Cloud (mit einem virtuellen Laufwerk wie SharePoint, Dropbox etc.), oder auf einem Server. Anhand der Datenbank werden sowohl die Informationen als auch die Familien selbst gespeichert, übertragen und überwacht. Diese sollte daher auf einem zentralen Laufwerk liegen und nicht gelöscht oder geändert werden. Alle Projektbeteiligten sollen auf dem gleichen Laufwerk und auf die gleiche Datenbank zugreifen, damit diese immer richtig und aktuell ist. Mit zwei verschiedenen Projektbeteiligten zum gleichen Projekt sollte für die beide Gruppen jeweils eine getrennte Datenbank benutzt werden.
Im nächsten Schritt importiert man als Architekt:in bzw. Tragwerksplaner:in die Datenbank mit den erzeugten Durchbrüchen in das Architektur-/Tragwerksmodell. Die TGA hat die Datenbank der Durchbrüche mit dem dazugehörigen Passwort bereitgestellt. Um die Durchbrüche im eigenen Modell anwenden zu können, werden diese mit dem Standalone-Tool Revit OpeningsTransfer importiert.
Nachdem alle Durchbrüche geprüft wurden, kann man in der Eigenschaftspalette, nach Aktivierung eines Durchbruches, einen Kommentar für die Gebäudetechnik eintragen. Da über „Öffnungen exportieren“ und „Öffnungen importieren“ nur die Geometrie mitgeliefert wird, nutzt man den Befehl „Kommentare Austauschen“. Dadurch werden die Kommentare zwischen den Fachplaner:innen ausgetauscht, die unter den folgenden Parameter der Durchbrüche gesetzt werden sollen.
Der Befehl „Kommentare Austauschen“ zeigt ebenso mit farbigen Filtern, welche Durchbrüche kommentiert wurden. Hier wird mit zwei Farben unterschieden, ob neue Kommentare von den anderen Beteiligten für diesen User bestimmt sind. Oder es werden die eigenen Kommentare angezeigt, die nun in die Datenbank übertragen werden sollen (Lesen/Schreiben).
Der Zyklus von „Kommentare Austausch“ und Anpassung der Durchbrüche von der TGA-Seite sowie der folgende „Export“ und „Import“ werden so lange durchgeführt, bis alle Beteiligten den aktuellen Stand freigegeben haben.
Sobald der Stand erreicht ist, dass alle Beteiligten einen Durchbruch freigeben, soll der Gebäudetechniker den Parameter „CAx_von_Allen_Genehmigt“ mit „Ja“ markieren. Beim nächsten Export werden diese Durchbrüche Orange und auch als genehmigt markiert. Diese Änderung soll dann vom BIM-Koordinator geprüft werden.
BIM-Koordinatoren können jegliche Fehler vor dem Importieren der Durchbrüche erkennen und Maßnahmen ergreifen. Vor allem sollten Koordinator:innen die Fehler bzgl. der Freigabe prüfen. Auch dabei unterstützen die Filteroptionen des Tools.
Mithilfe der verschiedenen Filter-Kombinationen sind BIM-Koordinatoren in der Lage, u.a. die folgenden Fälle abzufangen und rechtzeitig zu reagieren:
Man deaktiviert die noch nicht genehmigten Durchbrüche, damit nur die bereits genehmigten angezeigt werden. Sollte eine Zeile dabei nicht orange sein, sondern rot, bedeutet das, dass eine Änderung vorgenommen wurde, welche nicht die Änderung des Status betrifft. D.h. eine eventuell geometrische Änderung bei einem schon genehmigten Durchbruch!
Zudem können BIM-Koordinatoren den Verlauf der Durchbrüche in dem ganzen Projekt mithilfe einer weiteren Funktion in OpeningsTransfer verfolgen. Bei jedem Betätigen des Buttons „Kommentare Austauschen“ werden Teile der informativen sowie geometrischen Daten der Durchbrüche und die Kommentare in der Datenbank gespeichert. Ein Aufruf und eine Analyse dieser Informationen erfolgt über die Funktion „OpeningsTransfer Verlauf“. Auch hier können BIM-Koordinatoren sowie die anderen Projektbeteiligten von den Filteroptionen profitieren, um die Durchbrüche zielführend zu prüfen.
Anzeige des Verlaufs der Änderungen und Datenbankdaten in OpeningsTransfer.
Jede Zeile zeigt den Stand eines Durchbruchs in einer bestimmten Zeit. In der rechten Spalte sieht man die technischen sowie die kommunikativen Daten des Objekts zu diesem Zeitpunkt. Mit der Option „Den Kommunikationsverlauf des Objekts zeigen“ kann man die ganze Kommunikation bei diesem Objekt chronologisch darstellen.
Zum Erstellen der tatsächlichen Öffnungen aus der Platzhalterfamilie der ProjectBox-Durchbrüche in den Basisbauteilen sollten die Tragwerksplaner bzw. Architekten das mit OpeningsTransfer gelieferte Dynamoskript verwenden. Die Öffnungen werden dann weiterhin assoziativ zu den Platzhaltern bleiben und passen sich automatisch den Änderungen an.
Erst testen, dann starten: Zu Beginn der Entwurfsphase sollte ein sorgfältiger Test mit den wichtigsten Beteiligten durchgeführt werden. Dies vermeidet aufwändige Anpassungen des Prozesses in späteren Projektphasen und deckt Herausforderungen und Probleme beim Datenaustausch rechtzeitig auf.
SuD-Planung als besondere Leistung: Es empfiehlt sich, die Leistung der Erstellung des Schlitz- und Durchbruchsmodells aus der Ausführungsplanung vorzuziehen. Diese sollte partiell schon in der frühen Phase als zusätzliche Besondere Leistung „Vorgezogene Schlitz- und Durchbruchserstellung auf Basis einer modellbasierten Trassenplanung“ vereinbart werden.
Änderungen über Kommentare kommunizieren: Als Architekt:in/Tragwerksplaner: in dürfen Geometrien nicht geändert, sondern die Wünsche und Gründe nur per Kommentar kommuniziert werden, damit diese von der TGA übernommen werden. Hierzu ändern TGA-User:innen ihre Trassen, welche die Aussparungen assoziativ mitändern. Beim nächsten Export passen sich die Geometrien automatisch für die anderen Projektbeteiligten an.
Bauteillisten nutzen: Die Anwendung der Bauteillisten für die Aussparungen ist empfehlenswert, da diese die Verwaltung vereinfachen. Damit können Anwender:innen z.B. die Kommentare von allen Seiten optimal verwalten. Auch beim Exportieren oder Importieren lassen sich die gewünschten Durchbrüche in der Bauteilliste selektieren, damit diese auch im Dialog ausgewählt werden. Das heißt, der Import/Export-Dialog und das Revit-Projekt verfügen über eine beidseitige Verbindung beim Auswählen.
Ergänzend zu diesem Leitfaden empfehlen wir die Dokumente
Revit OpeningsTransfer wurde für Closed BIM mit Autodesk Revit entwickelt und funktioniert nicht mit IFC. Die Familien besitzen aber die notwendigen Kennzeichen für einen korrekten IFC-Export.
Bei Open BIM Projekten bedarf es jedoch anderer Prozesse und eines gemeinsamen Austauschformats (BIM Collaborate Format – BCF). Hier erfolgt der Kommunikationsaustausch entweder klassisch über BCF ZIP-Dateien oder über ein Issue Management System, das eine Verwaltung von BCF-Issues gewährleistet. Hierzu empfehlen wir den Leitfaden der Revit User Group (RUG): Modellbasierte Schlitz- und Durchbruchsplanung in der openBIM Methode.
„Das Modul Revit OpeningsTransfer der Revit ProjectBox optimiert die Kommunikation und Koordination zwischen TGA-Fachplanern und Architekten. Mit OpeningsTransfer konnten wir Durchbruch-Informationen zwischen den Fachplaner-Modellen einfach und schnell austauschen und an Planungssicherheit gewinnen.“
Irina Fischer, BIM Koordinatorin
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B. Eng. Architektur BIM Consultant