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Nachhaltigkeit

Grüner planen mit Revit: In 4 Schritten zur Ökobilanzierung

Die Baubranche verursacht knapp 38 Prozent der weltweiten CO2-Belastung und ist gleichzeitig für 50 Prozent der Rohstoffgewinnung verantwortlich. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit für mehr Nachhaltigkeit in der Bauindustrie. Neben dem Schutz der Umwelt ist die Nachhaltigkeit auch durch die zunehmende Verbrauchernachfrage nach nachhaltigen Produkten sowie EU-Verordnungen und Klimaziele zum zentralen Thema für Unternehmen geworden:

  • Nachhaltigkeit steigert den Geschäftswert, weil es für viele Stakeholder als Entscheidungskriterium dient. So legen beispielsweise 77 Prozent der Verbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz Wert darauf, dass Unternehmen Verantwortung für Klimaschutz übernehmen.
  • Die Anzahl an gesetzlichen Vorgaben, die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten, nehmen zu. Ebenso sind auch Förderungen und Finanzierungen von Baumaßnahmen immer häufiger an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft.

Abb. 1: Anteil der Bauwirtschaft an den weltweiten Emissionen

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollten idealerweise verknüpft werden. Der gleichzeitige Wandel hin zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft ist auch unter dem Begriff „Twin Transformation“ bekannt. Dabei verbinden Unternehmen ihre Digitalisierungsmaßnahmen mit Nachhaltigkeit, um von den Synergieeffekten zu profitieren und ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Digitale Technologien, Tools und Softwares spielen deshalb eine Schlüsselrolle beim Erreichen von Nachhaltigkeit, weil sie es ermöglichen, notwendige Daten effizient zu generieren und zu verarbeiten, Ressourcen zu schonen und Emissionen zu senken.

Auch wenn es darum geht, ein Gesamtbild der Umweltauswirkungen von Bauvorhaben sowie deren Optimierungspotenziale zu erzeugen, benötigen Planer entsprechende digitale Lösungen. Bei dem Thema kommen BIM (Building Information Modelling)-Lösungen wie Autodesk Revit eine besondere Bedeutung zu, da sie für eine konsistente, durchgängige Datenbasis im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes sorgen. Ein Beispiel dafür, wie die Potenziale von BIM auf die nachhaltige Bauweise übertragen werden können, ist die Integration des One Click LCA-Plugins in Autodesk Revit, was eine unkomplizierte, verlässliche Ökobilanzierung direkt am BIM-Modell ermöglicht.

Was ist eine Ökobilanzierung?

Die Ökobilanz eines Gebäudes oder auch Life Cycle Assessment (LCA) ist eine Methode zur Quantifizierung der lebenslangen Umweltauswirkungen eines Gebäudes. Sie hilft, die Umweltauswirkungen eines Gebäudes zu messen und zu reduzieren, Zertifizierungen für grüne Gebäude zu erhalten und Vorschriften einzuhalten. Die wichtigsten Schritte bei der Durchführung einer Ökobilanz bestehen darin, Daten über die für ein Projekt verwendeten Materialien und den erwarteten betrieblichen Ressourcenverbrauch zu sammeln. Diese werden dann mit Umweltproduktdeklarationen (EPDs) und Ressourcenemissionsfaktoren verknüpft, um die Auswirkungen für jede Lebenszyklusphase eines Projekts zu bewerten.

Nachhaltigkeit als Erfolgsmodell

Oftmals betrachten Unternehmen eine Ökobilanzierung fälschlicherweise nur als zusätzlichen Aufwand oder Kostenfaktor. Tatsächlich kann sie aber zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen. Das bestätigen auch unsere Kunden: „Wer als Architekt Nachhaltigkeit, EU-Taxonomie und ESG-Kriterien nicht in der Unternehmensstrategie verankert und seine Bauherren diesbezüglich nicht berät, wird mittelfristig vom Markt verschwinden”, sagt Jochen Weyland von Störmer Murphy und Partner. Eine Studie des Smarter Service Institut und der Mind Digital Beratung zeigt, dass insbesondere die Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit – die sogenannte Twin Transformation – Unternehmen zukunftsfähig macht. Die Twin Transformation zahlt sich auch wirtschaftlich aus. 90 Prozent sehen Nachhaltigkeit als Zukunftsinvestition, die neue Wettbewerbsvorteile schafft, Kunden bindet und den Zugang zu Finanzierung erleichtert. Gleichzeitig bringen digitale Geschäftsmodelle und Innovationen Wachstum. Daher investieren Unternehmen stark in digitale Technologien. Jeder vierte Euro fließt in die Digitalisierung (Quelle: faz.net).

Plugin für Ökobilanzierung in Autodesk Revit

One Click LCA bietet eine umfassende, benutzerfreundliche Cloud-Softwarelösung zur Bewertung und Reduktion der CO2-Auswirkungen von Bauprojekten und Baumaterialien. Eine manuelle Ermittlung mit Qualitätszuweisung der Materialien, Zuordnung der CO2-Werte aus der ÖKOBAUDAT und Ausrechnung in Excel mit Formeln etc. nimmt oft enorm viel Zeit in Anspruch – insbesondere da es in frühen Leistungsphasen noch zu sehr vielen Änderungen kommt. Über ein Plugin für Revit können Nutzer unkompliziert Ökobilanzierungen erstellen, denn dieser integriert den Zugang zu über 200.000 verifizierten Datensätzen aus der ÖKOBAUDAT, der IBU-Datenbank und anderen Quellen direkt in die BIM-Software. Das erleichtert Planern, Architekten und anderen Beteiligten, Rechtskonformitäten einzuhalten, Bauherren eine belastbare, transparente umfassende Auswertung zur Verfügung zu stellen und verbessert die Möglichkeit, Punkte für Green-Building Zertifizierungen zu erhalten.

Ökobilanzierung in Revit: Schritt für Schritt

Um eine Ökobilanzierung für das gesamte 3D-Modell vorzunehmen, können Nutzer die Daten entweder in Form des Revit-Gebäudemodells oder der in Revit generierten Materialliste über den One Click LCA-Plugin übertragen. Es ist außerdem möglich, die Ökobilanzierung nur für einen Teilbereich des Modells durchzuführen. In unserem Beispiel möchten wir eine Ökobilanz nur für die geplanten WCs im Gebäude erstellen. Dazu wählen wir zuerst den entsprechenden Modulbereich im Modell aus (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Für die Ökobilanzierung ausgewählter Modulbereich in Revit

Schritt 1: die Vorqualifizierung

Bevor Nutzer die entsprechenden Mengen und Massen des Moduls an One Click LCA übergeben, können sie einzelne Teilbereiche vorab von dem Nachweis ausnehmen. Hierfür ist eine Vorqualifizierung in Revit nötig. Die Auswahl der zu berücksichtigen Teilbereiche erfolgt wahlweise durch:

  • die Anpassung der aktiven Ansicht des Modells, indem der Nutzer die Elemente ausblendet, die nicht übergeben werden sollen.
  • das An- oder Abwählen von Kategorien, in die die Elemente eingeordnet sind – wie beispielsweise „Decken“ oder „Möbel“. Soll eine Kategorie in die Nachhaltigkeitsberechnung einbezogen werden, muss der Nutzer lediglich einen Haken bei „Use“ setzen (siehe Abb. 3).
  • Über die „Split“-Einstellung können Nutzer entscheiden, ob sie das Element nach einzelnen Materialien aufgliedert oder als Gesamtbauteil einbeziehen möchten (siehe Abb. 3).

Abb. 3: Auswahl der Kategorien für die Ökobilanzierung (Use) sowie Einstellungen für die Materialzuweisung (Split)

Schritt 2: die Zuweisung

Nach der Vorqualifizierung erfolgt die Zuweisung der Materialien für die ausgewählten Elemente. Dazu legen die User zunächst in den Grundeinstellungen die Datenbank fest, mit der sie arbeiten möchten (z. B. ÖKOBAUDAT). Soll die Zuweisung für ein Gesamtbauteil erfolgen, klicken sie anschließend das entsprechende Element im Modell an und suchen über die Suchfunktion nach dem gewünschten Hersteller. Daraufhin werden die in der Datenbank hinterlegten Produkte des Herstellers zur Auswahl aufgelistet (siehe Abb. 4). Die Nutzer wählen das passende aus und die vom Hersteller hinterlegten Materialangaben zum Produkt werden automatisch für die Ökobilanzierung übernommen.

Abb. 4: Suche nach Gesamtbauteilen mit hinterlegten Materialangaben

Wurde bei der Vorqualifizierung ausgewählt, dass die Zuordnung nach einzelnen Materialien erfolgen soll, werden die einzelnen Bestandteile in der Datenbank gesucht und zugewiesen. Bei einem Fenster werden beispielsweise die Glas-, Plastik- und Holzflächen einzeln bestimmt und zugewiesen.

Schritt 3: die Übergabe

Sind alle Elemente im Modell zugewiesen, erfolgt die Übergabe an die Plattform von One Click LCA über den integrierten Plugin in Revit. Dazu legen die Anwender die aktuelle Version ihres Entwurfs als „neues Design“ an und ergänzen die notwendigen Angaben in den Einstellungen (siehe Abb. 5).

Abb. 5: Einstellungen für ein neues Design in One Click LCA

Anschließend können die Nutzer bestimmen, welche Kriterien sie in der Ökobilanz berücksichtigen möchten (siehe Abb. 6). Daraufhin wird die Version ergänzt und die Berechnung zur Ökobilanzierung durchgeführt. One Click LCA bietet übrigens die Möglichkeit, verschiedene Entwurfsvarianten anzulegen und deren Ökobilanz zu vergleichen und zu optimieren.

Abb. 6: Auswahl der Kriterien für die Ökobilanzierung

Schritt 4: die Auswertung

Nach Abschluss der Berechnung erhalten die Nutzer eine Ergebnisübersicht mit allen relevanten Werten auf einen Blick (siehe Abb. 7). Eine Vollständigkeits- und Plausibilitätsprüfung stellt sicher, dass die angegebenen Werte plausibel sind. Zusätzlich können sich Nutzer auch den vollen Bericht mit Details anzeigen lassen oder diesen als Excel-Dokument downloaden.

Abb. 7: Ergebnisübersicht der Ökobilanzierung

In einem separaten Reiter listet die Auswertung die Materialien mit den schlechtesten Werten im Hinblick auf die Ökobilanzierung auf. Für diese können sich Anwender nachhaltigere Alternativen anzeigen lassen, die das Ergebnis optimieren würden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Ergebnisse grafisch dazustellen – wie etwa die CO2-Emissionen nach Lebenszyklusphasen oder Klassifikation (siehe Abb. 8). Alle Grafiken lassen sich downloaden und beispielsweise für Präsentationen nutzen.

Abb. 8: Darstellung der Ergebnisse als Grafik

Mehr Infos zur Ökobilanzierung mit Revit finden Sie auf unserer Website oder in unseren regelmäßigen Seminaren zu dem Thema. Nutzen Sie unsere Erfahrung und Expertise und vereinbaren Sie einen Termin für ein erstes individuelles und unverbindliches Beratungsgespräch oder eine Präsentation von One Click LCA.

Revit und One Click LCA live in Aktion: Jetzt Aufzeichnung ansehen

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Über auxalia

Die Integration von Nachhaltigkeits- und ESG-Prinzipien in unsere Unternehmensziele und -werte ist von zentraler Bedeutung. Unser Fokus liegt darauf, Kunden dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu planen, zu bauen und zu betreiben, um einen positiven Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung zu fördern. Wir werden unser Produkt- und Lösungsportfolio hinsichtlich Nachhaltigkeit überprüfen und erweitern. auxalia ist einer der führenden Software-Anbieter für das Bauwesen in der DACH-Region. Als Autodesk Platinum Partner vertreiben wir das gesamte Autodesk AEC- und BIM-Portfolio. Zudem entwickeln und vertreiben wir eigene Anwendungen, die Autodesk Lösungen gezielt ergänzen und erweitern. Für über 5.000 Kunden arbeiten rund 70 Mitarbeiter an 8 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.