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Nachhaltigkeit

Eine Bestandsaufnahme: Nachhaltigkeit bei auxalia / Interview mit Better-Earth-Gründer Philipp Buddemeier 

Nachhaltigkeit hat sich zu einem zentralen Anliegen für Unternehmen weltweit entwickelt, und immer mehr Organisationen streben danach, ihre Geschäftspraktiken in Einklang mit ökologischen und sozialen Zielen zu bringen. In diesem Zusammenhang steht auxalia vor der Herausforderung, seine Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken und eine langfristig tragfähige Strategie zu entwickeln.

Um einen Einblick in diesen Prozess zu erhalten, führte Bernd Schlenker, Gesellschafter und Leiter Marketing und Business Development und zuständig für den Bereich ESG bei auxalia, ein aufschlussreiches Gespräch mit Philipp Buddemeier, dem Gründer und Geschäftsführer von Better Earth. Better Earth ist eine renommierte Unternehmensberatung, die sich seit Gründung auf Nachhaltigkeit und wirkungsorientierte Unternehmensführung spezialisiert hat. In diesem Interview diskutieren sie die Zusammenarbeit zwischen Better Earth und auxalia sowie die Bedeutung einer Nachhaltigkeits-Due-Diligence für Unternehmen im modernen Geschäftsumfeld.

Bernd: Philipp, wir kennen uns seit 2023. Ihr hattet euch im April bei der ersten Beiratssitzung mit unserem Investor Sophora vorgestellt. Wie arbeitet Better Earth mit Investoren wie Sophora und Firmen wie auxalia zusammen? 

Philipp: Better Earth unterstützt Unternehmen bei der Nachhaltigkeitstransformation und führt unter anderem Nachhaltigkeits-Due-Diligence für Unternehmen durch, an denen sich Investoren beteiligen möchten. Bei auxalia war es etwas anders, da das Investment bereits getätigt war. Trotzdem wollten Sophora und auxalia den Status Quo der Nachhaltigkeitsleistung bei auxalia ermitteln. Das Vorgehen greift dabei auf die gleiche Methodik für eine Nachhaltigkeits-Due-Diligence, die ebenfalls eine Standortbestimmung braucht, zurück. 

Bernd: Wie war das Vorgehen bzw. was bedeutet für Better Earth eine Nachhaltigkeits-Due-Diligence? 

Philipp: Es geht um die Prüfung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen. Das machen wir in drei Dimensionen: Zuerst geht es um den Nachhaltigkeitsbeitrag des angebotenen Produktes oder Services, das heißt die Wirkung dieses Produktes oder Services in der Welt. Zweitens geht es um die Nachhaltigkeitsleistung bezogen auf Aspekte, die entlang der Wertschöpfungskette für die Erbringung dieses Produktes oder dieses Services relevant sind und drittens um den organisationalen Reifegrad der Organisation. 

Der Nachhaltigkeitsbeitrag von auxalia (Produkte und Services) in der Welt ist der Unterschied, den ihr für eure Kundinnen und Kunden dadurch macht, dass es euch gibt. Konkret: wodurch helft ihr Architekten, Ingenieuren und Bauausführende besser als andere Anbieter eurer Branche Nachhaltigkeit am Bau zu verbessern – beispielsweise durch Produkte, Vorgehensweisen und Dienstleistungen, die nachhaltigeres Planen und Bauen ermöglichen bzw. erleichtern. Dabei geht es um die tatsächlichen Verbesserungen für eure Kunden, also reale, nachweisbare Verbesserungen der Nachhaltigkeit bei Gebäuden. 

Der zweite Punkt analysiert die Nachhaltigkeitsleistung bei der Erbringung eurer Leistungen. Da geht es zum Beispiel darum: wie nachhaltig sind eure Server, wie nachhaltig sind eure Offices, wie nachhaltig ist all das, was ihr zum Anbieten eurer Produkte und Services braucht. Die vorgelagerte Lieferkette spielt bei euren Dienstleistungen weniger eine Rolle. 

Im dritten Aspekt schließlich geht es um den organisationalen Reifegrad: Wie sehr seid ihr als Organisation befähigt und ausgestattet, Nachhaltigkeit konsequent auf den relevanten Management-Ebenen umzusetzen. Das schauen wir uns an von der normativen Orientierung über die strategische Ausrichtung bis hin zur operativen Verankerung. 

Bernd: In der Due Diligence geht es um die sorgfältige Prüfung und Analyse eines Unternehmens, insbesondere mit Blick auf seine wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnisse. Packt ihr die drei Dimensionen, die du uns eben vorgestellt hat, auch in messbare Zahlen oder wie geht ihr vor? 

Philipp: Auf jeden Fall. Was Menschen immer wieder überrascht, wenn wir über eine ESG-Status-Quo-Analyse sprechen ist, dass wir dieses, für viele schwer greifbare Thema Nachhaltigkeit, durch die verschiedenen Bewertungsdimensionen sehr gut operationalisieren und quantifizieren können. Konkret bewerten wir 80 Indikatoren auf einer Zehn-Punkte-Skala. In Summe wird das Bewertungsergebnis von „Zukunftsfähig“ bis „Rote Flagge“ dargestellt. Zwischen „Zukunftsfähig“ und „Rote Flagge“ liegt noch das, was wir „Mainstream-Plus“ und „Mainstream-Minus“ nennen. In diese Bandbreite lassen sich die Unternehmen, die wir uns ansehen, sehr gut einordnen. 

Aber meine Frage an dich, warum wollte auxalia im Bereich ESG und Nachhaltigkeit weiterkommen? 

Bernd: Wir hatten uns im Management im Zusammenhang mit dem Einstieg des Investors über die Ausrichtung und Ziele im Unternehmen diskutiert. Und da war eines von 5 definierten Zielen die Nachhaltigkeit. Denn gerade die Baubranche ist für einen großen Teil der Umweltbelastung (CO2, Material-/ressourcenverbrauch, Abfälle) verantwortlich. Es fehlt bei unseren Kunden oft am Wissen und der richtigen Vorgehensweise, um für Bauherren und Auftraggeber nachhaltigere Gebäude und Bauwerke zu planen und zu bauen. Letztlich sind auch die Eigentümer an einem ökologischen Betreiben und am Ende an dem Rückbau und Wiederverwenden von Baumaterialeien interessiert. 

Philipp: Was verspricht sich auxalia davon hier besser als andere zu werden? 

Bernd: In erster Linie sind wir alle für die Zukunft unseres Planeten verantwortlich und sollten alles dafür tun, die Klimakatastrophe abzumildern. Mittlerweile wächst der Druck in diesem Zusammenhang, z.B. durch Finanzierungskriterien, sodass sich auch die Baubranche in puncto Nachhaltigkeit verbessern muss. Daher ist es auch für den Erfolg unserer Kunden und damit auch für uns als Geschäft wichtig, hier passende Produkte und Service anzubieten. Wenn sich Bauprojektbeteiligen zu lange der Nachhaltigkeit verschließen, werden Sie über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Und da alles nur mit strukturierten Daten auf Modellbasis funktioniert, treibt Nachhaltigkeit unser „normales“ Geschäft mit Building Information Modeling (BIM). Zusätzlich ist Nachhaltigkeit für zukünftige Wertsteigerung der auxalia GmbH sehr wichtig. 

Philipp: Genau das versuchen wir in eurem Status Quo darzustellen. Das Ergebnis umfasst zweierlei: Erstens das Aussprechen einer Bewertung aus Nachhaltigkeitssicht, bezogen auf euer aktuelles Performance-Niveau und zweitens einen vorgeschlagenen Entwicklungsplan, um über die nächsten zwölf Monate eure Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. In der Bewertung sprechen wir eine Einschätzung aus, die die vier abgestuften Bewertungsergebnisse reflektiert: Eine durchweg positive Bewertung aus Nachhaltigkeitssicht, die keine wesentlichen Bewertungseinschränkungen enthält, die zweite Stufe ist eine grundsätzlich positive Bewertung mit dem Hinweis auf Themen, die es zu verbessern gilt. Die dritte ist eine eher kritische Bewertung und der Vorschlag, die künftige Investition nur zu tätigen, wenn das Management / Geschäftsleitung und der Investor bereit sind, den identifizierten Transformationsbedarf zu begleiten.  

Bernd: wie hat auxalia hierbei abgeschnitten? Was können wir schon gut, wo sagst du, da geht noch was? 

Philipp: In allen drei bewerteten Themenbereichen, eurem Beitrag in der Welt, eurer Wertschöpfungsketten-Performance und dem organisationalen Reifegrad, sehen wir euch in der zweiten Bewertungskategorie. Das ist grundsätzlich gut, aber es gibt eben auch noch Themen, die es zu verbessern gilt. Zusammenfassend leistet auxalia bereits heute einen Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im Bausektor, schöpft jedoch bisher das volle Potenzial nicht aus, um aus Nachhaltigkeitssicht überlegene Lösungen anzubieten. Die unmittelbaren ESG-Risiken entlang der Wertschöpfungskette sind begrenzt. Die Integration von Nachhaltigkeit in die Positionierung und das Angebotsportfolio von auxalia bieten große Chancen.  

Bernd: Sind das größere Themen oder sind das Dinge, die sich als „quick win“ zügig auf den Weg bringen ließen? 

Philipp: Die Themen, die wir euch vorschlagen, zielen auf die Verbesserung einer grundsätzlich guten Ausgangsbasis ab. Wir haben drei wesentliche Vorschläge abgeleitet. Bezogen auf eure Wirkung in der Welt schlagen wir euch vor, euren Nachhaltigkeitsbeitrag deutlich greifbarer zu machen – indem ihr verstärkt Leistungen anbietet, die die Nachhaltigkeitsleistung eurer Kunden und letztendlich die Nachhaltigkeitsleistung von Bauprojekten verbessert. Beispielsweise könntet ihr Nachhaltigkeitsschulungen für eure Kunden anbieten, sodass diese zukünftig besser in der Lage sind, Nachhaltigkeit bei Bauprojekten zu berücksichtigen. Diesen Beitrag könntet ihr beispielsweise durch ein konkretes Ziel für die Anzahl geschulter Kunden greifbar machen. Zusätzlich könntet ihr Dienstleistungen anbieten, die die Nachhaltigkeitswirkung einzelner Materialien und Entscheidungen transparent machen, beispielsweise durch Lebenszyklusanalysen. Für Leistungen mit klarem Nachhaltigkeitsbeitrag könntet ihr euch beispielsweise ein konkretes Umsatzziel setzen. 

Bei der organisationalen Reife hatten wir unter anderem Rückfragen wie das Knowhow bei euch im Unternehmen hierzu ist. Wir empfehlen euch eure eigenen Teams zu schulen, sodass diese besser in der Lage sind die Nachhaltigkeitsleistung von Bauprojekten besser einzuschätzen und hierzu passende Dienstleistungen anzubieten. 

Unser dritter Vorschlag ist, eure interne Nachhaltigkeitsleistung sowie eure Sicht auf Nachhaltigkeit im Bausektor überzeugend nach außen darzustellen. Das stärkt eure Kommunikation hinsichtlich eures Beitrags für euren Mitarbeitenden und Kunden. 

Im Ergebnis könnt ihr eure Unternehmensziele an klare, nachhaltigkeitsbezogene Ansprüche knüpfen. 

Bernd: Hier sind wir mit unserer aktualisierten Nachhaltigkeitsstrategie schon einen großen Schritt weiter. Neben unser bereits sehr hohen Frauenquote (60 %) und der Beschäftigung von vielen verschieden Nationalitäten hatte sich unser Management in einem Code-of-conduct einstimmig zu dieser Strategie verpflichtet. Wir haben personelle Ressourcen mit einem dedizierten Senior BIM-Consultant und inzwischen DGNB-zertifizierten Ökobilanzierer Wolfgang Pingel geschaffen und suchen zusätzlich eine:n ausgewiesen:e Nachhaltigkeitsmanager:in (m/w/d). Damit wollen wir ein kompetentes Team von Technik und Sales im Bereich Nachhaltigkeit unseren Kunden bieten. Und im Bereich der nachhaltigen Produkte haben wir bereits eine exklusive Partnerschaft mit einem führenden Hersteller One Click LCA für u.a. Ökobilanzierung abgeschlossen. Weitere Partnerschaften, Produkte und Services werden folgen.  Auch die Ausbildung aller Mitarbeiter liegt uns am Herzen und ist in Planung.  Die externe Kommunikation zu unseren Kunden ist auch schon im Rollen und Better Earth hilft uns gerade bei der Definition von messbaren Zielen, denn wir wollen uns ständig verbessern und mittelfristig echte ESG-Leadership: Das bedeutet führend im Bereich technischer Lösungen im Autodesk Umfeld für das Bauwesen sein. 

Philipp: Das finde ich ja super stark. Dass wir Vorschläge machen, auf die ihr eingeht und das in recht kurzer Zeit. Das Ergebnis der Nachhaltigkeits-Due- Diligence hatten wir Mitte September, jetzt ist es März*. 

Bernd: Vielen Dank für das Gespräch, Philipp. 

*Das Interview wurde im März 2024 geführt  

 

Über Better Earth:  

Better Earth Advisory GmbH aus Berlin macht seit über 15 Jahren Sustainability Consulting an der Schnittstelle von Wirtschaft und Nachhaltigkeit. Wirkungsgetrieben und mit erprobten Ansätzen aus Top Tier Strategieberatungen, Think Tanks, Unternehmen und internationalen Organisationen. Ein starkes Kernteam, ergänzt um ein Netzwerk für Ihren Erfolg. 

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