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Gebäudetechnik

auxalia trifft EPLAN: Die Mehrwerte von BIM in der Gebäudetechnik

Am 12. November 2020 öffnete der virtuelle „Branchendialog Gebäudetechnik“ der EPLAN GmbH & Co. KG die Online-Tore. Geladen war auch Bernd Schlenker, Leiter Marketing & Business Development und BIM-Experte bei auxalia. Im Gespräch mit Rolf Schulte, Global Vertical Market Manager Building Technologies bei EPLAN, erläutert er, worauf es beim Thema BIM in der Gebäudetechnik ankommt.

RS: Was bedeutet für Dich BIM?
BS: Building Information Modeling (BIM) ist ein integrierter modellbasierter Prozess. Dabei steht das gewerkeübergreifende 3D-Gebäudemodell als Informationsquelle im Zentrum (das „I“ steht ja für Information) und wird innerhalb des Projektverlaufs kontinuierlich mit Daten angereichert. BIM bedeutet für mich auch Zusammenarbeit und Kommunikation. Dafür muss eine gemeinsame Technologie bzw. Datenstruktur definiert sein, um eine möglichst enge Integration in vorhandene Planungssoftware und Prozesse zu schaffen. Nur so können Planer gemeinsam an BIM-Projekten arbeiten und diese realisieren.

RS: Ich höre immer wieder die Begriffe closed BIM bzw. open BIM. Kannst Du uns dazu etwas sagen?
BS: Wie gerade erwähnt, ist bei der Zusammenarbeit auch die Technologie entscheidend. Werden die Gewerke überwiegend mit der BIM–Software eines Herstellers bearbeitet, spricht man von native oder closed BIM. Hier ist besonders Autodesk Revit zu nennen. Mit dieser Software werden Hochbau, Gebäudetechnik und Tragwerk bearbeitet. Soll aber die Kommunikation auf Basis eines offenen Informationsmodells erfolgen, spricht man von open BIM. Als Datenschema wird dann das von buildingSMART definiertem IFC-Format genutzt.

RS: Wo siehst Du den größten Mehrwert bei der Anwendung der BIM–Methode für den Bereich Gebäudetechnik?
BS: Kollisionsprüfungen zwischen architekturspezifischen, tragenden und technischen TGA–Elementen helfen dabei, unliebsame Überraschungen auf der Baustelle zu vermeiden. Dabei werden die Bauteile aus der Gebäudetechnik (und anderen Disziplinen) in Abhängigkeit der Leistungsphasen eingepflegt. Damit ist es möglich, zu jedem Zeitpunkt des Projektlebenszyklus einen genauen Status quo zu ermitteln.

RS: Was beinhaltet ein BIM–Modell in Bezug auf die Elektrotechnik?
BS: Zum einen die klassische Installationstechnik (Schalter, Steckdosen, Verlegesysteme) nebst den Trassen und notwendigen Aussparungen. Aber auch Informationen für die Gebäudeautomatisierung werden eingebracht. Alles kann anschließend ganzheitlich ausgewertet, analysiert oder weiteren Softwareprogrammen zugänglich gemacht werden.

RS: Kannst Du das genauer spezifizieren?
BS: Nehmen wir beispielsweise ein 3D BIM–Modell für den Bereich der Gebäudetechnik, das mit Autodesk Revit modelliert wurde. Dann befindet sich innerhalb des Modells das Heizungs- oder Lüftungssystem mit seinen unterschiedlichen Komponenten (in Revit „Familien“ genannt) wie Pumpen oder Brandschutzklappen. Diese Familien können mit beliebigen herstellerneutralen oder herstellerbezogenen Parametern versehen werden – Stromkreis, Leistung, Anschlussmöglichkeiten, Datenpunkte usw.. All diese Informationen können dann im Modell oder in nachgelagerten Softwaresystemen z.B. für Berechnungen verwendet werden. Die Ergebnisse fließen dann wieder ins BIM-Modell zurück.

RS: Das klingt sehr interessant. Jetzt hast Du gerade davon gesprochen, dass beliebige Parameter, nicht nur für die Elektrotechnik, bei den Komponenten verwaltet werden können. Was ich immer höre, ist die Skepsis, dass bei Anwendung der BIM–Methode viel zu viele Parameter in einer viel zu frühen Leistungsphase eingegeben werden müssen. Laut HOAI werden diese Leistungen zu diesem verfrühten Zeitpunkt aber nicht bezahlt. Wie siehst Du das?
BS: Das ist ein sehr guter Punkt. Und die Skepsis ist auch nicht unbegründet. Einerseits geht es um Leistungen bzw. Überlegungen, die gemacht werden müssen. Anderseits kommt es aber auf den Prozess an, wie man mit der Anreicherung der Informationen in einem BIM–Modell umgeht. auxalia beispielsweise orientiert sich bei ihren Consulting-Leistungen am Prozess der TGA–Fachplaner. Dazu bietet auxalia für die weltweit sehr verbreitete BIM–Software Autodesk Revit die Revit ProjectBox an. Diese Revit Erweiterung beinhaltet zahlreiche Funktionen und herstellerneutrale Komponenten (Familien) für die Gewerke Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und Elektro. Diese Komponenten werden in einer frühen Planungsphase verwendet. Schreitet das Projekt fort, werden weitere Informationen einzeln oder über eine Massenänderung dem Bauteil hinzugefügt. Dabei hilft eine weitere Software von auxalia, das Revit ParameterTool als Datenbank, die diese Parameter in den Projekten intuitiv und komfortabel administriert.

RS: Bedeutet das, dass die Informationen über Parameter dann HOAI konform dem Modell hinzugeführt werden?
BS: Ja, das kann man so sagen. Die Informationen werden dann angereichert, wenn sie in der Leistungsphase und Detailierung erbracht werden sollen. Man spricht auch vom LoI (Level of Information) und LoD (Level of Detail). Dieser wird in der Regel auch vorher festgelegt.

RS: Das klingt interessant. Aber zurück zum eigentlichen Thema Mehrwert von BIM in der Gebäudetechnik. In der Gebäudetechnik gibt es ja zahlreiche Dokumentationen, die erstellt werden müssen. Grundrisspläne, Heizleistungsberechnung, ENEV, Schemapläne oder auch Schaltpläne für die Elektroinstallation. Wo fängt da BIM an und wo hört BIM auf?
BS: Gute Frage. Da gibt es keine klare Definition. BIM beschreibt ja eine Methode der Zusammenarbeit. Wenn heute klassisch von BIM gesprochen wird, dann vorrangig im Kontext eines digitalen Gebäudemodells. Meist besteht dies aus einzelnen Fachmodellen vom Hochbau, der Gebäudetechnik oder der Statik und bleibt der Dreh– und Angelpunkt. Was aber nicht heißt, dass auch alle Informationen im Modell generiert oder dargestellt werden müssen. Beispielsweise liefert das BIM–Modell durch seine Struktur und Räume Informationen zur Berechnung der Heizlast. Die Berechnung mache ich aber nicht im Modell. Die Informationen werden in einem dafür vorgesehenen Programm aufbereitet. Allerdings werden die berechneten Werte wieder ans Modell zurückgegeben. Das gleiche gilt für die richtige Dimensionierung, Volumenstrom, und und und … Jede Software hat ihren speziellen Einsatzbereich. Je besser diese mit dem 3D–Modell kommuniziert, desto besser die Effizienz im Workflow.

RS: Verstehe ich das richtig? BIM bedeutet nicht, alles in einer Lösung umzusetzen, sondern unterschiedliche Lösungen für individuelle Anforderungen bestmöglich zu verbinden?
BS: Ja genau. Es ist unmöglich, dass eine Lösung alle Anforderungen bedienen kann. Auch bei einer geschlossenen Umgebung mit Autodesk Revit werden immer Teile im IFC bzw. open BIM Format zu integrieren sein.

RS: Jetzt gibt es aber Softwarehersteller, die in einer Lösung 3D–Gebäudetechnik, die 2D Erstellung von Elektroschaltplänen und die Berechnung von Stromkreisen anbieten. Was sagst Du dazu?
BS: Ist das so? Das kann ja auch sein. Ich möchte auch nicht sagen, dass es nicht funktioniert. Wir stellen nur immer wieder fest, dass aufgrund der Vielzahl heutiger und künftiger Anforderungen solche Systeme letztlich im einen oder anderen Bereich doch nicht alle Anforderungen erfüllen. Aus diesem Grund sehen wir auch eine Kooperation mit EPLAN als sehr sinnvoll an. Ihr seid die Experten für die Erstellung von Schemata für die Gebäudeautomation, die Schaltplanerstellung und den Schaltschrankbau. Wir sind die Experten für das BIM–Modell. Gemeinsam bündeln wir unsere Kompetenzen und bieten dadurch den Kunden den bestmöglichen Nutzen für effiziente Prozesse.

RS: Das ist ein sehr gutes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch Bernd.